Franziska Sandkühler

Contested Muslimness – Verhältnisse religiöser Minderheiten-Organisationen und ihre Transnationalisierung
Franziska Sandkühler
Franziska Sandkühler
Foto: Susen Heyder

Angaben zur Person:

Franziska Sandkühler

Bachstraße 18k, 07743 Jena

Raum 225

Telefon: +49 3641 9-43 208

franziska.sandkuehler@uni-jena.de

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Forschungsinteressen mit Bezug auf Diaspora:

  • Aushandlung von Gruppenzugehörigkeit und Konstruktion von Identitäten innerhalb religiöser Minderheiten und Diasporas
  • Transnationale Vernetzung diasporischer Gemeinschaften und transnationaler Transfer von Wissen
  • Vergemeinschaftungen in der Diaspora

Vorläufiger Arbeitstitel des Promotionsprojekts: Contested Muslimness – Verhältnisse religiöser Minderheiten-Organisationen und ihre Transnationalisierung

Abstract:

Das Forschungsprojekt soll einen Beitrag zur Erforschung von religiösen Diaspora-Organisationen und muslimischer Gemeinschaften im postsozialistischen Raum Mittelosteuropas leisten. Im Fokus stehen dabei muslimische Organisationen in Polen.

In der religionssoziologischen Forschung wurde bereits auf das integrative und zivilgesellschaftliche Potenzial religiöser Migrantenorganisationen hingewiesen (Nagel, Plessentin 2015; Nagel 2016; Boos-Nünning 2015). Migrantenorganisationen stellen nicht nur wichtige Interessensvertretungen dar, sondern sind auch Institutionen, durch die sich Migrant_innen oder Angehörige (religiöser) Minderheiten untereinander vernetzen und unterstützen. 

Der Islam in Polen wurde in der Vergangenheit vor allem mit Fokus auf die Gemeinschaften polnischer Tatar_innen untersucht. Ein dominanter Forschungsstrang setzt sich mit Identitäten dieser autochthonen muslimischen Minderheit auseinander. Erhebungen zeigen, dass sowohl Religion, als auch Nationalität und Ethnizität tatarische Identitäten konstituieren (Warmińska 1999, 2012; Cieslik, Verkuyten 2006; Nalborczyk 2017; Górak-Sosnowska, Łyszczarz 2018). Während die tatarisch-islamische Praxis im Kontext (migrationsbedingter) Pluralisierung des Islams in Polen jedoch zunehmend kontrovers verhandelt wird (Górak-Sosnowska, Łyszczarz 2013; Radłowska 2017), scheinen sich Teile der tatarischen Community zunehmend mit anderen tatarischen Akteuren im Ausland zu vernetzen und ein transnationales diasporisches Bewusstsein zu entwickeln. 

Die Untersuchung der Organisationen polnischer Muslim_innen zeigt, dass es strukturelle Isomorphismen zwischen den Organisationen polnischer Tatar_innen und neueren muslimischen Organisationen gibt (Pędziwiatr 2011). Vernachlässigt wird allerdings die Transnationalisierung dieser Akteure. Unzureichend beantwortet bleibt in der Religionssoziologie allgemein die Frage, wie sich Aushandlungen (religiösen) Wissens und religiöser Autorität auf der lokalen Ebene und die Transnationalisierung religiöser Diaspora-Organisationen gegenseitig bedingen. Welche Handlungsmuster lassen sich bei einer bereits etablierten religiösen Minderheit feststellen, wenn sich die Wissensordnungen innerhalb des religiösen Felds ändern – wenn ihm beispielsweise durch Migration transnationales Wissen „zugeführt“ wird? Auf welches Wissen (und auf welche anderen Ressourcen) greifen Organisationen zurück, um ihre Legitimität zu sichern? Unter welchen Umständen wird neues Wissen inkorporiert?

Diese Fragen sollen in dem Promotionsprojekt mithilfe qualitativer Interviews mit Mitgliedern sowohl tatarischer als auch nicht-tatarischer muslimischer Organisationen sowie Analysen derer Publikationen beantwortet werden. Ergänzt werden diese Methoden um eine Netzwerk-Perspektive. Dadurch soll nachverzogen werden, welche transnationalen Netzwerke tatsächlich bestehen und wie ihre Steuerung mit lokalen Diskursen zusammenhängt.

Stichworte: Transnationalisierung, Netzwerke, Organisationen, Islam, Osteuropa

Laufzeit: 10/2020 – 09/2024

Förderung: Profillinie LIBERTY