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Arbeitsstelle »Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen«

Frage nach der Zukunft des Religionsunterrichts
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  • RU in der Regelschule Kahla
    Foto: Maria Koerrenz
    Aktuelles: Umfrage »Evangelischer Religionsunterricht in Thüringen 2023/24«

    Die Arbeitsstelle führte vom 1. Oktober bis 31. Dezember 2023 gemeinsam mit dem Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) der EKM erstmalig eine Online-Befragung evangelischer Religionslehrer:innen an staatlichen und kirchlichen Schulen in Thüringen durch.

  • Policy Paper zur Zukunft des Faches Religionslehre in Thüringen

    Policy Paper zur Zukunft des Faches Religionslehre in Thüringen als PDFpdf, 178 kb

    Auswertung der Umfrage „Evangelischer Religionsunterricht in Thüringen 2023/24“

    Das Forschungszentrum für Religion und Bildung (FZRB) führte vom 1. Oktober bis 31. Dezember 2023 gemeinsam mit dem Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts erstmalig eine Online-Befragung evangelischer Religionslehrer:innen an staatlichen und kirchlichen Schulen in Thüringen durch. Die Befragung, an der über 200 Lehrkräfte teilnahmen, erfolgte in der Absicht, die religionspädagogische Praxis in der Wahrnehmung und Deutung der Lehrkräfte besser zu verstehen und gemeinsam mit ihnen und den Verantwortlichen für den Religionsunterricht in Staat und Kirche Gesprächsräume über die Zukunft des Religionsunterrichts in Thüringen zu eröffnen. Ein Schwerpunkt der Befragung lag auf dem praktizierten Umgang mit konfessionell, religiös und weltanschaulich diversen Lerngruppen.

    Wer hat sich an der Befragung beteiligt?

    Die Befragung ist zwar nicht repräsentativ angelegt, aber die erhobenen Befunde dürften die realen Verhältnisse - zumindest der Tendenz nach - abbilden. Die im Folgenden vorgestellten Befunde beziehen sich auf die Gesamtheit der befragten Religionslehrer:innenschaft, die nach Schulformen ausdifferenziert dargestellt werden. Deshalb können sich die Befunde erheblich voneinander unterscheiden.

    87% der befragten Religionslehrerkräfte unterrichten an staatlichen und 13% an kirchlichen Schulen (Abb. 4). Die Verteilung nach Schulformen zeigt, dass Grundschulen in der Umfrage mit 32,2% am stärksten vertreten sind, gefolgt von Gymnasien mit 23,4%. Auf Regelschulen entfallen 18,7%, auf Gemeinschaftsschulen 13,1%, auf Förderschulen 6,1% und auf berufsbildende Schulen 3,7% (Abb. 3).

    Der überwiegende Anteil der Befragten ist weiblich und im Alter zwischen 30 und 50 Jahre. So zeigt die Geschlechterverteilung, dass 82% der Befragten weiblich und 18% männlich sind (Abb. 1). 9,5% der Befragten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt, 31% zwischen 30 und 40, 21% zwischen 40 und 50, 21% zwischen 50 und 60 Jahre und 17,5% über 60 Jahre alt (Abb. 2). 

    Demzufolge kann von einer überwiegend weiblichen Lehrerschaft gesprochen werden. Der Anteil der Lehrkräfte, die voraussichtlich in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden, liegt mit 17,5, bzw. 38,5% relativ hoch. Es stellt sich hierbei die Frage, ob die wegen der anstehenden Pensionierungswelle freiwerdenden Stellen nachbesetzt werden können.

    ‚Nur‘ 25% der befragten Lehkräfte an staatlichen Schulen gaben an, an mehr als an einer Schule Religionsunterricht zu erteilen; möglicherweise weniger, als allgemein erwartet (Abb. 5). Der Anteil der Befragten, die bereits während ihrer Ausbildungszeit als Religionslehrkräfte eingesetzt werden, ist mit knapp 4,6% gering; noch geringer ist der Anteil derer, die Religionsunterricht fachfremd erteilen (1,1%) (Abb. 9). Ist dieser Befund ein Ausdruck dafür, dass die Schulträger Wert auf qualifizierte Religionslehrkräfte legen oder dass der Bedarf an zusätzlichen Religionslehrkräften unterschätzt wird? Welches berufliche Selbstverständnis haben Religionslehrkräfte?

    Welches berufliche Selbstverständnis haben Religionslehrkräfte?

    Die meisten Befragten verstehen sich vorrangig als religionspädagogische Begleiter:innen der Persönlichkeitsentwicklung ihrer Schüler:innen und als Vermittler:innen ethischer Grundhaltungen. Niedriger ist hingegen die Identifikation als Theolog:innen und Philosoph:innen oder als ‚Hebammen‘ religiöser Einsichten ihrer Schüler:innen unter den Religionslehrkräften (Abb. 14). Ebenso auffallend ist, dass die Befragten zwar bestimmte kirchliche Angebote (z.B. Vokationstagungen, Fortbildungsangebote) sehr schätzen, sich aber eher nicht als ‚Repräsentant:innen ihrer Religionsgemeinschaft‘ betrachten (Abb. 13).

    Ihr berufliches Selbstverständnis beeinflusst auch Zielsetzungen des Religionsunterrichts: Die Lehrkräfte
    stellen im Sinne der Subjektorientierung die persönliche Entwicklung der einzelnen Schüler:innen ins Zentrum ihres religionspädagogischen Handelns (Abb. 13). Weniger Gewicht messen sie spezifisch religionsbezogenen Zielen, wie die Befähigung über religiöse Fragen in Dialog zu treten, die Einführung in Formen christlicher Frömmigkeitspraxis oder die Kompensation einer ausgefallenen kirchlich-religiösen Sozialisation bei (Abb. 19). Zu diesen Beobachtungen passt, dass bei der Unterrichtsgestaltung die
    eigenen didaktischen Vorstellungen der Religionslehrkräfte eine wichtigere Rolle spielen als die curricularen Vorgaben der Lehrpläne (Abb. 13). Insgesamt lassen diese Befunde einen Gesprächsbedarf zwischen den Religionslehrkräften, der Kirche und den Aus- und Fortbildungseinrichtungen für das Fach Religionslehre über den Erziehungs- und Bildungsauftrag erkennen.

    Religionsunterricht in konfessionell, religiös und weltanschaulich gemischten Lerngruppen ist die Normalität

    Seit der Einführung des Faches Religionslehre in Thüringen Anfang der 1990er Jahre galt für viele Jahre die Faustformel: Das Verhältnis von konfessionsgebundenen und -losen Schüler:innen im evangelischen Religionsunterricht steht im Verhältnis 3:1. Unsere Befragung zeigt, dass sich die Anteile zwischenzeitlich erkennbar ausdifferenziert haben: Die Schüler:innen gehören zu 30% der evangelischen Landeskirche, 17,5% der römisch-katholischen Kirche, 14,5% einer evangelischen Freikirche, 7% einer islamischen Gemeinde, 5,3% einer orthodoxen Kirche, 1% einer jüdischen Gemeinde und 0,7% einer hinduistischen Gemeinde an. 24% der Schüler:innen gehören keiner Religionsgemeinschaft an (Abb. 15). Das heißt: Religiös-weltanschauliche Diversität ist der Normalfall im evangelischen Religionsunterricht.

    Damit stellt sich für die anstehende Revision der Lehrpläne für den konfessionellen wie auch konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts, aber auch der Religionslehrer:innenaus- und -fortbildung die Aufgabe, dieser gegebenen „Normalität“ gerecht zu werden.

    Wie nehmen die Lehrkräfte die konfessionelle, religiöse und weltanschauliche Diversität ihrer Schüler:innen wahr?

    Die Befragten schätzen die religiös-weltanschauliche Diversität ihrer Schüler:innen überwiegend als Bereicherung für ihren Unterricht ein (Abb. 18). Ein Religionsunterricht, der für sich beansprucht, der konfessionellen, religiösen und weltanschaulichen Diversität der Schüler*inne gerecht zu werden, wird demnach nicht als Belastung von Seiten der Lehrkräfte empfunden, sondern als Chance für den Unterricht wahrgenommen.

    In diesem Zusammenhang ist bedenkenswert, dass in der Wahrnehmung der befragten Lehrkräfte das Interesse der Schüler:innen an ethischen Fragestellungen höher eingeschätzt wird als ihr Interesse an Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen (Abb. 17). Dahinter mag die Erwartung stehen, dass wir für unser Zusammenleben in einer sich religiös und weltanschaulich ausdifferenzierenden Gesellschaft einen gemeinsamen ethischen Konsens benötigen. Ein Religionsunterricht, der Diversität nicht nur als eine Voraussetzung sieht, sondern sich zum Thema setzt, wird hier vieles leisten können. Allerdings stellt sich auch die Frage, wie wir uns in den Dialog der Religionen und Weltanschauungen einüben wollen, um ein gemeinsames Verständnis für unsere Verschiedenheiten zu entwickeln.

    Zudem: Die Befragung zeigt, dass der Anteil der konfessionslosen Schüler:innen an Schulen in evangelischer Trägerschaft (26%) auffälligerweise höher liegt als an staatlichen Schulen (22%) (Abb. 16). Die Gründe für diesen überraschenden Befund sind vielfältig, v.a. widerspricht er der Annahme, dass konfessionslose Eltern, resp. Kinder und Jugendliche kein Interesse am Religionsunterricht oder an Schulen in konfessioneller Trägerschaft haben. Nur stellt sich wiederum die Frage, wie an Schulen in evangelischer Trägerschaft nicht nur im Religionsunterricht, sondern auch im Schulleben den Bildungsansprüchen der Schüler:innen, die konfessionslos sind oder auch anderen Religionsgemeinschaften angehören, Rechnung getragen werden kann, ohne dass dabei das besondere Profil evangelischer Schulen eingeschränkt wird.

    Welche Ziele werden im Unterricht im Hinblick auf konfessionell-kooperative Praxis verfolgt?

    Befragt nach den speziellen Zielen im RU für konfessionell gemischte Lerngruppen nennen die Befragten an erster Stelle die Erarbeitung gemeinsamer christlicher Werte (Abb. 19). Diese Antwort entspricht ihrer Wahrnehmung, dass sich Schüler:innen im Religionsunterricht vor allem für ethische Fragestellungen interessieren (Abb. 17). Die Religionslehrkräfte wurden u.a. danach befragt, wie sie das (Lehrplan)Thema „Elisabeth von Thüringen“ in einer Unterrichtsstunde mit evangelischen und katholischen Schüler:innen unterrichten würden. Überwiegend antworteten die Befragten, dass sie aus einer theologischen Unsicherheit heraus Elisabeth weniger als eine katholische Heilige, sondern eher als ein Vorbild des christlichen Glaubens und ethischen Lebens behandeln würden (Abb. 42). Dieses Antwortverhalten zeugt einerseits von einem Respekt gegenüber katholischer Theologie und Glaubenspraxis, verweist aber andererseits auf die Gefahr konfessionell-kooperativer Praxis, die den Religionsunterricht theologisch zu entkonfessionalisieren und ihn zugleich zu ethisieren droht.

    Zum Stand der konfessionellen Kooperation zwischen evangelischen und katholischen
    Religionslehrkräften

    Zum aktuellen Stand der Kooperation der evangelischen Religionslehrkräfte mit Kolleg:innen anderer Fächer gibt ein hoher Anteil von 40% der Befragten an, dass sie sich derzeit in keinerlei Kooperation befinden. Bei den Lehrer:innen, die Kooperationen pflegen, findet diese v.a. mit dem Fach Ethik (30%) und Fächern wie Musik, Geschichte und Politik (insg. 10,3%) statt (Abb. 16). 10% der Befragten geben an, mit katholischen Religionslehrkräften in Kooperation zu stehen, die überwiegend auf persönlichen Kontakten beruhen und eher informeller als strukturierter Art (z.B. durch gemeinsame Fachgruppen) geprägt sind (Abb. 17). Ursache ist jedoch nicht eine mangelnde Kooperationsbereitschaft, sondern die geringe Anzahl der katholischen Religionslehrkräfte und Schüler:innen in Thüringen. Dementsprechend schätzen die Befragten die Entwicklungschancen einer konfessionellen Kooperation nach den Bedingungen der zwischen den Landeskirchen und Bistümern getroffenen Vereinbarung als recht pessimistisch ein (Abb. 20). Zugleich geben nur 40% der Befragten an, Religionsunterricht in konfessionell getrennten Lerngruppen zu unterrichten (Abb. 15).

    Für die Praxis konfessioneller Kooperation im Religionsunterricht bedeuten diese Befunde, dass evangelische Religionslehrkräfte über Kompetenzen im Bereich einer konfessionell-kooperativen Theologie und Didaktik verfügen müssen, um katholischen Schüler:innen konfessionssensibel in ihrem Unterricht gerecht werden zu können. Die befragten Lehrkräfte wissen um diesen Bedarf und erwarten entsprechende Fortbildungsangebote (Abb. 22). Es liegt aber auch an den Kirchen, die jenseits der Vereinbarung zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht bestehende Praxis eines Religionsunterrichts mit konfessionell gemischten Lerngruppen als gängige Alternative zum konfessionellen und konfessionell-kooperativen Religionsunterricht strukturell und rechtlich abzusichern.

    … und wie steht es um ‚Religion im Schulleben‘

    82,19% der befragten Lehrkräfte an Schulen in staatlicher Trägerschaft geben an, dass an ihren Schulen derzeit keine religiösen Angebote (wie Einschulungs-, Schulabschlussgottesdienste, Andachten, Schulseelsorge etc.) vorhanden sind (Abb. 12). Die bestehenden Angebote werden zum großen Teil in Eigenregie durch die evangelische Lehrkraft (39,4%) gestaltet (Abb. 11). Mehr Unterstützung durch die Kirchengemeinden wäre hier zu wünschen. Gleichwohl: Religiöse Erziehung und Bildung ist nicht ausschließlich Aufgabe des Faches Religionslehre, sondern Teil des Erziehungs- und Bildungsauftrags des gesamten Schulwesens (ThürSG § 2). Somit sind die Schulleitungen aufgerufen, Rahmenbedingungen und Handlungsmöglichkeiten für die Etablierung religiöser Bildungs- und Erziehungsangebote im Schulleben zu etablieren.

    Wie stellen sich die Religionslehrkräfte die Zukunft des Religionsunterrichts vor?

    Die befragten Religionslehrkräfte favorisieren einen Religionsunterricht, an dem alle christlichen Schüler:innen teilnehmen (Abb. 21). Dies entspricht dem Konzept eines Christlichen Religionsunterrichts, wie er derzeit in Niedersachsen entwickelt wird. Aber es ist zurück zu fragen, ob ein solches Konzept nicht den Gewinn des Thüringer Religionsunterrichts, sich der religiösen und weltanschaulichen Diversität seiner Schüler:innen bewusst zu sein, verspielt und zugleich seine Enttheologisierung und Ethisierung vorantreibt.

    Was gilt es zu besprechen?

    Religionsunterricht in konfessionell, religiös und weltanschaulich gemischten Lerngruppen gilt es in der Aus- und Fortbildung didaktisch und theologisch vorzubereiten und zu begleiten.

    Die Kirchen sollten in positiver Weise wahrnehmen, dass es neben dem vereinbarten Modell konfessioneller Kooperation eine bereits langjährige und vielfältige Praxis des Religionsunterrichts in gemischten Lerngruppen gibt und diese Praxis strukturell und rechtlich absichern.

    Der Staat muss für die Rahmenbedingungen eines konfessionellen und konfessionell-kooperativen Religionsunterricht, d.h. für eine realistische Bedarfserhebung und -sicherung von Religionslehrkräften in Thüringen sorgen.

    Arbeitsstelle ‚Konfessionelle Kooperation in Thüringen‘ (Valentina Bibelriether, Dr. Sungsoo Hong, Dr. Marita Koerrenz, Prof. Dr. Michael Wermke) des Forschungszentrums Religion und Bildung (FZRB)

     

  • Auswertung der Umfrage

    Auswertung

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    Auswertung der Umfrage als PDFpdf, 273 kb

  • Pressespiegel

Warum gibt es eine Arbeitsstelle »Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen« an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena?

Der Religionsunterricht hat sich durch die Jahrhunderte hindurch weiterentwickelt. Die Aufgabe der universitären Religionspädagogik besteht darin, diesen Prozess zu erforschen und nach der Zukunftsfähigkeit des Unterrichtsfaches Religion zu fragen. Dabei ist der Blick über das Bundesland Thüringen hinaus geboten. Es zeigt sich, dass der konfessionell-kooperative Religionsunterricht schon 1994 als Vorschlag in der Denkschrift der EKD „Identität und VerständigungExterner Link“ erwähnt wird. Damals stand die mit der deutschen Wiedervereinigung gebotenen Neuorientierung des Unterrichtsfaches Religion an. In der Tat brauchte es einige Zeit, bis diese Idee einer Neuorientierung des konfessionellen Religionsunterrichts auch im Bundesland Thüringen Unterstützer gefunden hat. Nun liegt mit der Vereinbarung Externer Linkder katholischen Bistümer, Erfurt, Dresden-Meißen und Fulda mit der EKMD aus den Jahren 2018/2019 eine Grundlage vor, die weitere Überlegungen zu einem konfessionell-kooperativ gestalteten Religionsunterricht zulassen.

Der Fachbereich Religionspädagogik hat diese Entwicklung zum Anlass genommen, eine Arbeitsstelle für Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in Thüringen einzurichten. Sie arbeitet eng mit den Katholischen Fakultät in ErfurtExterner Link und dem Pädagogisch-Theologischen Institut der EKM Externer Linkzusammen. 

  • Oberkirchenrätin Martina Klein
    Foto: FSU Jena
    Fachtage Die Arbeitsstelle Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen bietet seit ihrer Gründung am 6. November 2019 regelmäßig Fachtage für Religionslehrkräfte beider Konfessionen an. Inzwischen kann die Arbeitsstelle dabei auf sieben erfolgreich durchgeführte Fachtage zurückblicken.Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die bisherigen Fachtage:
  • 8. Fachtag: Auf dem Weg zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht: „Heiße Eisen“ im religionsdidaktischen Gespräch

    Auf dem Weg zur Schule

    Foto: Adobe Stock

    8. Fachtag: Auf dem Weg zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht: „Heiße Eisen“ im religionsdidaktischen Gespräch 

    In dem bewährten Vorbereitungsteam von Vertretern der Katholischen Fakultät Erfurt, des Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI), des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) und der Theologischen Fakultät Jena wurde eine Lehrerfortbildung zum Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht geplant und am 2. Mai im Bildungshaus St. Ursula in Erfurt durchgeführt.

    In unserer Lehrerfortbildung haben wir uns mit „heißen Eisen“ der Theologie und der Didaktik in einem Religionsunterricht, der konfessionell-kooperativ ausgerichtet ist, beschäftigt. Nach der Begrüßung leitete ein Impulsvortag von Prof. Dr. Michael Wermke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Titel: „Zwischen Bekenntnis und Orientierung. Befunde einer aktuellen Studie zum konfessionell-kooperativen RU in Thüringen“ in das Thema ein. Prof. Dr. Michael Wermke erläuterte die Befunde der Umfrage „Evangelischer Religionsunterricht in Thüringen 2023/24 und stellte sie in den Kontext der Entwicklung des Konfessionell-kooperativen Religionsunterrichtes. Im Anschluss fand eine Gesprächsrunde statt, die sich aus den Rückfragen der Teilnehmenden ergab. Zur Erläuterung: Die Arbeitsstelle »Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen« des FZRB führte vom 1. Oktober bis 31. Dezember 2023 gemeinsam mit dem PTI der EKM eine Online-Befragung evangelischer Religionslehrer:innen an staatlichen und kirchlichen Schulen in Thüringen durch. Die Befragung, an der über 200 Lehrkräfte teilnahmen, erfolgte in der Absicht, die religionspädagogische Praxis in der Wahrnehmung und Deutung der Lehrkräfte besser zu verstehen und gemeinsam mit ihnen und den Verantwortlichen für den Religionsunterricht in Staat und Kirche Gesprächsräume über die Zukunft des Religionsunterrichts in Thüringen zu eröffnen. Ein Schwerpunkt der Befragung lag dabei auf dem praktizierten Umgang mit konfessionell, religiös und weltanschaulich diversen Lerngruppen.

    Im Anschluss wurden in drei unterschiedlichen Arbeitsgruppen Beispiele einer möglichen Umsetzung des Konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts miteinander diskutiert. Die „Heißen Eisen“ ergaben sich dabei aus den folgenden Fragen:

    •  Darf im Religionsunterricht gebetet werden?
    •  Feiern Katholiken und Protestanten zu Pfingsten dasselbe?
    • Wie unterrichten wir über Jesus — als Vorbild ethischen Handelns oder Gottes Sohn?

    Die Workshopangebote beschäftigten sich mit den folgenden Themen:

     „Beten im Religionsunterricht?“ Mystagogisches Lernen und Performative Ansätze im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht – unterrichtspraktische Anregungen für die Sekundarstufe I (Dr. Marita Koerrenz/Cordula Schonert-Sieber)

    Darf im Religionsunterricht gebetet werden? Oder anders gefragt: Sollte nicht gerade im Religionsunterricht gebetet werden? Diese beiden Sätze markieren die beiden Pole, die nach dem Verhältnis von Glauben und Lernen im Religionsunterricht fragen. In dem Workshop ging es in diesem Zusammenhang auch um die Frage, ob ein „Gebet auf Probe“ zu einem Lernen von Religion insbesondere auch für konfessionslose SuS beitragen kann. Den Religionsunterricht als Ort der „Erprobung von religiösen Ausdrucksformen“ und damit das Gebet als ein „Experiment“ zu verstehen, ist eine mögliche Sichtweise, die aus der evangelischen Religionspädagogik stammt. Spannend ist die Wahrnehmung, dass vor allem katholische Lehrkräfte das Gebet im Klassenzimmer im Kontext des Unterrichtsfaches Religionslehre als eine wichtige Erfahrung für SuS sehen. Daran zeigt sich, dass das konfessionell-kooperative Arbeiten die Erfahrungshorizonte von SuS bereichern kann.

    „Pfingsten – Geburtstag der Kirche oder Fest des Heiligen Geistes?“

    Pfingsten konfessionell-kooperativ unterrichten – unterrichtspraktische Impulse für Grundschule und Sekundarstufe I (Martin Schober)
    In diesem interaktiven Workshop beschäftigten sich katholische und evangelische Religionslehrkräfte mit der Frage, wie Pfingsten zu verstehen sei – als Geburtstag der Kirche oder als Fest des Heiligen Geistes. Die Teilnehmenden diskutierten intensiv die verschiedenen Aspekte des Pfingstfestes und erkannten im Verlauf des Workshops, dass sich beide Betrachtungsweisen nicht ausschließen müssen, sondern in einem bereichernden Zusammenhang stehen. Die Teilnehmenden konnten wertvolle Impulse für ihre Arbeit als Religionslehrkräfte gewinnen und neue Perspektiven auf die Verbindung zwischen dem Heiligen Geist und der Kirche entwickeln.

    „Jesus Mensch oder Gottes Sohn?" Kollegialer Austausch zu einer christologischen Kernfrage im Religionsunterricht der 4.-6. Klasse (Dr. Sabine Blaszcyk/Veronika Wenner)

    In diesem Workshop ging es um die Frage der Christologie. Die Teilnehmenden beschäftigten sich mit ihren eigenen Vorstellungen und tauschten sich darüber aus, wie dieses Thema didaktisch gestaltet werden kann, unter Berücksichtigung der Entwicklungsstufe und des Vorwissens der Schüler:innen. Insgesamt stand Jesus als Mensch und die ethische Perspektive, für die Jesus steht, im Vordergrund. Dabei wurde besonders darauf geachtet, wie das Thema schülerorientiert und theologisch sinnvoll vermittelt werden könne.

    Durch gemeinsame Reflexionen und Diskussionen haben wir miteinander nach Antworten gesucht und Impulse für die Unterrichtsgestaltung ausgetauscht.

  • 7. Fachtag: Fortbildungskonferenz zum Thema "Vorbilder, Helden, Heilige"

    Vorbilder, Helden, Heilige

    Foto: Collage aus gemeinfreien Bildern

    7. Fachtag: Fortbildungskonferenz zum Thema "Vorbilder, Helden, Heilige"

    Am 15. Juni 2023 fand die Fortbildungskonferenz zu den neuen Lehrplanhinweisen für den Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in Thüringen statt. Der Konfessionell-kooperative Religionsunterricht wird ab dem nächsten Schuljahr in verschiedenen Modellschulen erprobt und war somit aktueller Anlass, sich mit diesen aus theologischer und didaktischer Perspektive zu beschäftigen. Die Lehrplanhinweise für den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht wurden am 29. März 2023 im Thüringer Schulportal offiziell veröffentlicht und sind unter folgendem Link zu finden: https://www.schulportal-thueringen.de/lehrplaeneExterner Link

    Als Thema, mit dem die Lehrkräfte an die Lehrplanhinweise herangeführt werden sollten und Materialangebote vorgestellt wurden, empfahl es sich, die Einführung der Lehrplanhinweise mit dem Thema: "Vorbilder, Helden, Heilige" zu verbinden. Wir freuen uns, dass viele Fachkräfte der Einladung gefolgt sind und an dem sonnigen Nachmittag die Fachkonferenz in Neudietendorf besucht haben. Die Präsenzveranstaltung bot nach einer längeren digitalen Durchführungsphase der Fachtage die Möglichkeit, persönlichen Austausch und Begegnungen mit den Fachkräften zu erleben. Für die gemeinsamen Diskussionen und Impulse stellte die örtliche Brüdergemeine dankenswerterweise ihren Betsaal zur Verfügung. Insgesamt haben etwa 40 Religionslehrkräfte aus Thüringen und Sachsen an der Fortbildung teilgenommen. Der Fachtag wurde von Vertreter:innen des PTI in Neudietendorf, dem Bischöflichen Ordinariat in Erfurt sowie der Katholischen Fakultät der Universität Erfurt gemeinsam mit der FZRB-Arbeitsstelle zum Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht geplant und durchgeführt. Die Fortbildungskonferenz wurde als Lehrer:innenfortbildung vom Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) anerkannt. Eine Abschlussevaluation der Fachbildung hat gezeigt, dass das Thema für die Teilnehmenden eine hohe Relevanz hat und sich mit weiteren Fragestellungen zum Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht verbinden lassen.

  • 6. Fachtag: „Auf Grenzen achten – Sicheren Ort geben“ Schutz vor sexualisierter Gewalt

    Titelbild des sechsten KokoRU Fachtags

    Foto: FZRB

    6. Fachtag: „Auf Grenzen achten – Sicheren Ort geben“ Schutz vor sexualisierter Gewalt 

    Der sechste Fachtag der Arbeitsstelle „Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen“ wurde am 8. Dezember 2022 in digitaler Form als eine Kooperationsveranstaltung mit der Arbeitsstelle für Kultur- und Religionssensible Bildung durchgeführt. Das Thema „sexualisierte Gewalt“ ist ein Thema, welches alle Einrichtungen von Kinder- und Jugendarbeit aufhorchen lassen sollte. Entsprechend groß war das Interesse an diesem Fachtag, bei dem mehr als 90 Teilnehmende gezählt wurden. Sowohl Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen als auch pädagogische Fachkräfte aus Kinder- und Jugendeinrichtungen waren an diesem Nachmittag digital vertreten. Frau Pfarrerin Dorothee Herfurth-Rogge, die Ansprechpartnerin zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Bereich der EKM ist, führte kompetent in das Themenfeld ein. Arbeitsgruppen in Form von Breakout-Sessions ermöglichten den Erfahrungsaustausch untereinander. Deutlich wurde auch, dass das Problem der sexualisierten Gewalt gegenüber Kinder- und Jugendlichen große Aufmerksamkeit und Sensibilität von pädagogischen Fachkräften abverlangt und sich nicht durch eine Nachmittagsvorlesung lösen lässt. Deshalb ist es Frau Pfarrerin Herfurth-Rogge wichtig gewesen, die Wahrnehmung für dieses Problemfeld zu schulen. Die Nachmittagsvorlesung konnte somit einen wichtigen Impuls für die Fortbildung und Sensibilisierung von pädagogischen Fachkräften setzen.

  • 5. Fachtag: "Das Leben willkommen heißen". Taufe – Kommunion – Firmung/Konfirmation

    Vater und Tochter am Strand

    Foto: pixabey.com

    5. Fachtag: "Das Leben willkommen heißen". Taufe – Kommunion – Firmung/Konfirmation

    In bewährter Zusammenarbeit mit der Katholisch-theologischen Fakultät Erfurt und dem Pädagogisch Theologisches Institut der EKMD haben wir am 23. Juni 2022 den 5. Fachtag zum Konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in Thüringen in digitaler Form durchgeführt. Das Thema lautete diesmal „Das Leben willkommen heißen. Taufe – Kommunion – Firmung/Konfirmation.“ Dieses Thema führte uns mitten hinein in die kontroverse Sicht auf die Sakramente zwischen der römisch-katholischen und der evangelischen Lehrmeinung. So lag es nahe, dass die beiden Theologinnen Cordula Schonert-Sieber von der katholischen Fakultät und Marita Koerrenz von der evangelischen Fakultät im Wechselgespräch zu den jeweiligen theologischen Standpunkten Auskunft gaben und Stellung nahmen. Beide begrüßten den Fortgang des ökumenischen Gespräches, der sich u.a. in der gemeinsamen Magdeburger Erklärung zur Taufe und ihrer gegenseitigen Anerkennung aus dem Jahr 2007 manifestiert. Stefan van der Hoek hatte zuvor aus soziologischer Sicht in das Thema Rituale in entwicklungspsychologischer und soziologischer Perspektive eingeführt.

    Drei Workshops, die jeweils in Zweierteams vorbereitet worden waren, boten den teilnehmenden Lehrer:innen die Möglichkeit des Inputs und Austausches über das Thema. Dabei ging es für den Elementarbereich zum einen um die Frage nach dem Verständnis der eigenen Konfession (Prof. Michael Wermke und Stefan van der Hoek) und zum anderen um das Thema Kommunion aus katholischer, evangelischer und konfessionsloser Sicht (Cordula Schonert-Sieber und Dr. Marita Koerrenz).  Mit Blick auf den Sekundarbereich bot das Thema „Firmung oder Konfirmation oder Segensfeier zur Lebenswende: alles das Gleiche?“ reichlich Material zu einer anregenden Diskussion in der Gruppe (Dr. Ekkehard Steinhäuser und Dr. Sungsoo Hong). 

    Ein Segenswunsch beendete den Fortbildungsnachmittag, der am 1. Dezember mit dem 6. Fachtag seine Fortsetzung finden soll.

  • 4. Fachtag: "...Oh kommet doch All! - Weihnachten konfessionell-Kooperativ?!"

    Krippe am Erfurter Dom

    Foto: Marita Koerrenz

    4. Fachtag: "...Oh kommet doch All! - Weihnachten konfessionell-Kooperativ?!" 

    Das bekannte Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“ bot das Motto für den 4. Fachtag zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht am 2. Dezember 2021. Das Lied stammt aus dem Beginn des 19. Jahrhundert und wurde von dem katholischen Pfarrer Christoph von Schmid (1768-1854) verfasst. Es gehört seit dem 20. Jahrhundert zum festen Weihnachtsliedgut der katholischen und der evangelischen Kirche.

    Das Weihnachtsfest verbindet in besonderer Weise die christlichen Konfessionen miteinander. In den Kirchengemeinden zeigt sich diese Verbindung oftmals durch ökumenische Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen in der Advents- und Weihnachtszeit. Kann diese ökumenische Zusammenarbeit auch im Kontext einer Schulgemeinschaft umgesetzt werden, und wie gelingt ökumenische Offenheit im Hinblick auf konfessionslose Schüler:innen? Diese Gedanken spielten bei der Vorbereitung zum Fachtag mit dem Motto „…O KOMMET DOCH ALL“ eine Rolle. Nach zwei Impulsvorträgen von Herrn Dr. Ekkehard Steinhäuser (PTI Neudietendorf) mit dem Titel „Soziologische Betrachtung eines kulturellen Phänomens“ und von Dr. Marita Koerrenz (Uni Jena) mit der Frage nach den „Theologischen Aspekten des Weihnachtsfestes“, ging es zunächst in kleinen Gesprächsgruppen um unser Verständnis von und unsere Erfahrungen mit Weihnachten. Im zweiten Teil des Nachmittages standen mehrere Workshops zur Einwahl auf dem Programm. Entlang des Liedes „Ihr Kinderlein kommet…“ reihten sich die Themengebiete Musik und Spiel (Dr. Ekkehard Steinhäuser); die Frage nach der Theologie der Krippendarstellungen (Prof. Dr. Michael Wermke, Uni Jena); ein Nachdenken über die Stille im Angesicht des Weihnachtslichts (Dr. Marita Koerrenz und Cordula Schonert-Sieber, Uni Erfurt) und eine Reflektion der weihnachtlichen Freude im Kontext globaler Herausforderungen (Stefan van der Hoek, Uni Jena). Nach einem anschließenden Austausch der Arbeitsergebnisse der einzelnen Workshops endete die Fortbildungsveranstaltung mit dem gemeinsamen Singen des Weihnachtsliedes „Ihr Kinderlein kommet“, begleitet durch das Geigenspiel von Dr. Ekkehard Steinhäuser.

     Inhaltlich ging es um das Motiv der Krippe, das der Legende nach erstmalig von Franziskus von Assisi als lebendiges Krippenspiel dargestellt worden ist. Die Erzählung von Max Bollinger vom „Licht des kleinen Hirten“ bot den Rahmen, um über das Thema Stilleübungen mit Kindern nachzudenken. In einem weiteren Workshop setzen sich die Teilnehmenden mit der Frage auseinander, wie die vielfältigen Repräsentationen von Krippen und Weihnachtsfiguren in Schul- und Klassenräumen dazu genutzt werden können, um Unterschiedsmerkmale wie Geschlecht, ethnische und religiöse Herkunft oder sozialer Stand versöhnlich zusammenzuführen.

    Dass dieser digital durchgeführte Fachtag, der mit über 20 Teilnehmenden aus Thüringen und Sachsen-Anhalt gut besucht gewesen ist, Impulse für den Schulalltag gesetzt hat, zeigt die Rückmeldung von zwei Teilnehmenden aus Zittau. Mit ihren Schüler:innen haben sie Schaufenster zu dem Themengebiet „Franziskus von Assisi und das Krippenspiel“ gestaltet. An diesem Beispiel zeigt sich, wie die didaktische Umsetzung des Themas Weihnachten über das Schulgebäude hinaus auch in die Öffentlichkeit wirksam werden kann.

  • 3. Fachtag: "Gemeinschaft in der Krise?"

    3. Fachtag:  "Gemeinschaft in der Krise?"

    … ohne die Mühe und Zeit der Anreise an die Theologische Fakultät der Universität Jena konnte der dritte Fachtag zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht digital besucht werden. Insgesamt versammelten sich 25 Teilnehmende und Veranstaltende im digitalen Raum und traten in ein spannendes Gespräch zu dem aktuellen Thema: „Gemeinschaft in der Krise?“ ein. Durchgeführt wurde diese Fortbildung von der Arbeitsstelle Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen des Zentrums für Religionspädagogische Bildungsforschung (heute FZRB) der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit der Katholischen Fakultät der Universität Erfurt und dem Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) der EKM.  

    Zwei Impulsvorträge leiteten in das Thema ein, zum einen eine soziologische Betrachtung der derzeitigen gesellschaftlichen Situation und zum anderen der theologische Blickwinkel auf das Geschehen in der Pandemie. Dr. Ekkehard Steinhäuser fragte zunächst nach dem möglichen Gewinn, die ein Konflikt für die Diskussionskultur in Deutschland mit sich bringen könnte und formulierte die These: „Weder unsere Gesellschaft noch ihr sozialer Zusammenhalt sind in der Krise. Doch es braucht einen klaren Blick für die Prozesse der Veränderung und einen respektablen Austausch über die Fragen und Herausforderungen unserer Zeit.“ Nach den möglichen Potentialen der christlichen Konfessionen in der derzeitigen Pandemiesituation fragte Dr. Marita Koerrenz. Christen wüssten um die Stärken von Gemeinschaft: „Vielleicht liegt ein Geheimnis dieses Wissens darin, dass sich christliche Gemeinschaft niemals selbst genügen kann, sondern von einem anderen herkommt und auf einen anderen zugeht.“ Angesichts der derzeitigen Pandemiesituation sei neu danach zu suchen, „was christliche Gemeinschaft konstituieren möchte und welches Bild von Gemeinschaft wir unseren Schülerinnen und Schülern zum Nachdenken anbieten wollen“. 

    Das digitale Format einer Fortbildungsveranstaltung ermöglicht es, dass sich durch einen „Klick“ Gruppen digital in unterschiedlichen Räumen beraten konnten. Hilfreich war es in diesem Zusammenhang, auf die Kompetenz von Stefan van der Hoek zurückgreifen zu können. In drei Gesprächsrunden wurden die Fragen diskutiert, wie wir die Krise wahrnehmen, welche Erwartungen wir an uns haben und welche Impulse wir aus dem Schatz des Glaubens fruchtbar machen können. Nach einer kurzen Pause wurden anschließend drei Workshops vorgestellt, die von katholischen und evangelischen Religionspädagogen gemeinsam vorbereitet worden sind. Getrennt in den Primarbereich, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II wurde über konfessionell-kooperative Unterrichtsprojekte zum Thema „Gemeinschaft in der Krise?“ nachgedacht.

    Der Primarbereich unter Leitung von Cordula Schonert-Sieber und Dr. Marita Koerrenz beschäftigte sich mit der biblischen Noahgeschichte und fragte danach, wie die Pandemie unsere Sichtweise auf diese Geschichte verändert hat. Aber auch dem Austausch der Religionsfachkräfte über die Frage nach Möglichkeiten des Faches Religion in der derzeitigen Situation wurde Raum eingeräumt.

    Die Gruppe Sekundarstufe I, geleitet von Prof. Dr. Michael Wermke, besprach auf Grundlage der Thüringer Lehrpläne des katholischen und evangelischen Religionsunterrichts für die Regelschule und ausgewählter Schulbücher beider Konfessionen, wie eine konfessionell-kooperative Unterrichtssequenz „Christliche Gemeinschaft in Taizé“ geplant werden kann.

    Dr. Sarah Fischer leitete den Workshop für die Sekundarstufe II zum Themenbereich „Ekklesiologie“. Dabei ging es um projektbasiertes kompetenzorientiertes Lernen. Ausgehend von einem Vergleich der Oberstufenlehrpläne beider Religionsunterrichte zum Thema Gemeinschaft wurde danach gefragt, wie Gemeinschaft „konfessionell-kooperativ“ bestimmt werden kann.

    Im Nachgang kam die Gesamtgruppe zu einem gedanklichen Austausch und zu einer abschließenden Diskussion wieder in einem Raum zusammen. Diese Diskussion wurde von spannenden Beiträgen durch die teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrer aus Thüringen und aus Sachsen-Anhalt bereichert. Einige ihrer Überlegungen seien hier genannt:

    • Wie könnte der konfessionell-kooperative Religionsunterricht dazu dienen, Schülerinnen und Schülern Orientierung zu geben, damit sie befähigt werden, Gemeinschaft in der Krise selbst zu gestalten?
    • Wie können Schülerinnen und Schüler in einen Prozess eingebunden werden, der die Krise als eine Chance zu betrachten lernt. Der Lockdown hat deutlich gemacht, wie sehr wir als Menschen auf Gemeinschaft angewiesen sind. Die Erfahrung des Fehlens von Gemeinschaft in der Pandemie, könnte in einer Aufarbeitung im Religionsunterricht auch einen neuen Blick auf unseren Umgang mit Heterogenität werfen.
    • Die gemeinsamen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler durch die Pandemie sind letztlich als „geteilte Erfahrungen“ zu verstehen, die zwar zunächst als einzelne Erfahrung - getrennt in den Familien – im Lockdown erlebt worden sind, die aber dennoch als eine Erfahrung der gesamten „Klassengemeinschaft“ interpretiert werden kann. Ein Diskurs über diese „geteilte Erfahrung“ kann die Möglichkeit in sich bergen, Gemeinschaft als - aus einer Krise sich eröffnende - Chance wahrzunehmen.
    • Wie können die christlichen Religionsgemeinschaften ihren jeweiligen Wahrheitsanspruch miteinander in ein Gespräch bringen und so zu einer Suche nach Gemeinschaft beitragen?
    • Es ist die Herausforderung des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts, mit Schülerinnen und Schülern verschiedener Konfessionen über unsere christliche Gemeinschaft zu sprechen, ohne dabei konfessionslose Schülerinnen und Schüler auszugrenzen.
    • Der zunehmende Antisemitismus in unserer Gesellschaft kann als Folge eines sich verengenden Gemeinschaftsverständnisses gedeutet werden. Die Frage nach einer angemessenen religionsdidaktischen Antwort auf diese Entwicklung ist eine wichtige Aufgabe im konfessionell-kooperativem Religionsunterricht.

    Vielleicht wäre diese Herausforderung ein mögliches Thema für den nächsten konfessionell-kooperativen Fachtag.  

  • 2. Fachtag: „Schuld, Sühne und Vergebung im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“

    Praxistag_Schuld und Vergebung im KoKoRU

    Foto: ZRB

    2. Fachtag: „Schuld, Sühne und Vergebung im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“

    Ein überregionaler Fortbildungsnachmittag zu einem Themengebiet des konfessionell-kooperativen Religionsunterricht unter CORONA-Bedingungen… Wie soll das gehen? Die Lösung bestand in einem digitalen Veranstaltungsformat, bei dem zudem eine lange Anreise zum Veranstaltungsort gespart werden konnte. Stattdessen konnten die Initiatoren, Dr. Ekkehard Steinhäuser (Direktor des PTI), Prof. Dr. Michael Wermke (Direktor des ZRB) und Dr. Marita Koerrenz (Leiterin der Arbeitsstelle Konfessionelle Kooperation in Thüringen des ZRB), einfach per Knopfdruck mit 16 katholischen und evangelischen Religionslehrkräften in Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie Lehramtsstudierenden der Uni Jena in ein Gespräch eintreten.

    Im Zentrum der Überlegungen stand die Frage, wie sich das Unterrichtsthema „Schuld, Sühne und Vergebung“ in einem konfessionell-kooperativen Format, also in der Kooperation zwischen katholischem und evangelischem Religionsunterricht zur Entfaltung gebracht werden kann. Nach einem systematisch-theologischen Impuls zum Thema Schuld, Sühne und Vergebung und einer vergleichenden Lehrplananalyse wurden anhand von Fallbeispielen mögliche Unterrichtssequenzen vorgestellt und diskutiert. Gefragt wurde danach, wie die Themenstellung im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht des Primarbereichs sowie der Sekundarbereiche I und II umgesetzt werden können. Dabei stellte sich die Überlegung, wie die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler von Schuld, Sühne und Vergebung im Unterricht sprachfähig gemacht werden kann. Inwieweit spielen dabei konfessionelle Prägungen der Schülerinnen und Schüler eine Rolle und wie kann damit konfessionssensibel umgegangen werden? Aber auch die andere Seite ist zu bedenken: Wie gehen die Lehrerinnen und Lehrer bei diesem Thema mit ihrer eigenen konfessionellen Prägung um? Was könnte also Konfessionssensibilität für die Praxis des Unterrichts bedeuten?

    Eine weitere Frage warfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, nämlich die scheinbare konfessionelle Indifferenz von Schülerinnen und Schülern und die Herausforderung, die sich daraus für die Didaktik des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts ergibt. Welchen Beitrag kann diese Form des Unterrichts nicht nur für die Reflexion, sondern auch für die Entwicklung der eigenen konfessionellen Identität der Schülerinnen und Schüler leisten?

    Zum Ausklang der Veranstaltung wurde betont, dass der konfessionell-kooperative Religionsunterricht eine wichtige religionsdidaktische Herausforderung für Lehrerinnen und Lehrer und daher auch für die universitären Ausbildung und die Fortbildung am Pädagogisch Theologischen Institut darstellt. Der nächste Fortbildungstag zum Themenbereich des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts ist für die erste Hälfte des kommenden Jahres geplant. Abschließend galt ein besonderer Dank Katharina Muth, Geschäftsführerin des ZRB, und Sophie Knoke, studentische Assistentin, für die Moderation und die technische Organisation des Fachtags.

    Eine Mitteilung des Pädagogisch-Theologischen Institutes (PTI) zum Fachtag finden Sie hierExterner Link.

  • 1. Fachtag: Gründung der Arbeitsstelle "Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen"

    Einladung KoKoRU

    Foto: FSU Jena

    1. Fachtag: Gründung der Arbeitsstelle "Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in Thüringen"

    Mit dem Symposium »Der konfessionell-kooperative Religionsunterricht in Thüringen – Schule, Kirche und Universität im Gespräch« wurde am 6. November 2019 eine neue Arbeitsstelle des ZRB (heute FZRB) gegründet.

    Oberkirchenrätin Martina Klein und Dr. Martin Fahnroth, Leiter der Schulabteilung des Bistums Erfurt, sprachen über »Konfessionelle Kooperation als Chance für den Religionsunterricht« aus kirchlicher Perspektive. Wissenschaftsdidaktische Perspektiven wurden von den Professorinnen Maria Widl und Andrea Schulte aus katholischer und evangelischer Sicht diskutiert. Vier verschiedene Denk- und Erfahrungsräume boten Möglichkeiten eines praxisnahen Austauschs und interaktiver Beteiligung. Diskutiert wurde unter anderem die Fragestellung, inwieweit in einem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht Differenzen zwischen den Konfessionen als Lernchancen fruchtbar zu machen sind oder aber zugunsten des Blickes auf das Verbindende zwischen den Konfessionen und zugunsten zentraler Inhalte des Christentums zurücktreten sollten.

    Die gegründete Arbeitsstelle wird die Gelingensvoraussetzungen einer konfessionssensiblen religiösen Bildung in der Schule untersuchen. Dabei stehen die Entwicklung didaktischer Konzeptionen für einen konfessionell-kooperativ ausgerichteten Religionsunterricht, die Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien sowie die konfessionssensible Weiterentwicklung universitärer Lehrer*innenbildung im Fokus.

    Das Thesenpapier des Vortrags von Prof. Dr. Schulte und Prof. Dr. Widl "Konfessionelle Kooperation als didaktisches Prinzip im Religionsunterricht" können Sie hierExterner Link einsehen.

Materialhinweis zum konfessionell-kooperativen Religionsunterricht